Sonderfonds Östliches Europa
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Dankesrede Nikolaus Gerold

Sehr geehrtes Kuratorium des Georg-Schroubek Fonds,
sehr geehrter Herr Professor Heidemann,
sehr geehrter Herr Professor Nekula,
sehr geehrte Frau Dr. Lehnert,
sehr geehrte Festgäste,

einleitend möchte ich in aller Kürze an einen Gedanken von Herrn Prof. Heidemann anknüpfen, der den Schluss seiner vielen lobenden Worte bildete, die er für mich fand. Und zwar: Dass der Aufbruch zu neuen Ufern – in meinem Fall das neuentfachte Forschungsinteresse für den Nordosten Indiens - der Verbundenheit zum ersten Forschungsfeld – dem Kosovo bzw. Südosteuropa – keinen Abbruch tut.

Diese "historisch belegte" innige Beziehung zwischen dem Forscher und seinem ersten Feld trifft auch in meinem Fall zu. Sicherlich spielt hier der verwandtschaftliche Bezug zum Kosovo eine gewichtige Rolle und natürlich die vielen geschlossenen Freund- und Bekanntschaften. Dem Forscher in mir hinterließ aber nicht minder die intensive Fremderfahrung, die jahrelange wissenschaftliche Auseinandersetzung und die schrittweise Annäherung an das kulturell Fremde einen starken und bleibenden Eindruck.

So kann ich der vor einigen Tagen an mich adressierten, scherzhaften Frage eines Albanologen, ob es denn im Nordosten Indiens überhaupt Albaner gäbe, getrost antworten, dass das Albanertum immer mit mir sein wird, wenn auch manchmal nur im Sinne eines nicht wertenden Kulturvergleichs.

Mein Forschungsfokus im nordostindischen Bundesstaat Meghalaya wird auf Jugendkulturen und Sozialer Atmosphäre (räumlich ergossene Gefühle, Stimmungen und Emotionen) liegen. Beides sind Themenfelder, die in der Ethnologie Südosteuropas/Kosovos in Zukunft mehr Beachtung verdienen sollten. Daher freue ich mich schon jetzt auf eine Rückkehr ins südosteuropäische Feld mit den Erfahrungen und Erkenntnissen im Gepäck, die ich in Indien sammeln werde.

Worauf will ich hinaus? Nun, als ich mir bei der Vorbereitung dieser ersten Dankesrede irgendwann auch die grundlegende Frage stellte, was es denn überhaupt heisst, Danke zu sagen, kam mir in den Sinn, dass manchmal die Intention einer Danksagung nicht viel mehr ist als die Beendigung bzw. der Abbruch einer in der Vergangenheit eröffneten Gabenbeziehung.

Vor dem Hintergrund meines geplanten Aufbruchs zu neuen Ufern ist es mir daher wichtig, zu betonen, dass meine Worte des Danks heute Abend einzig und allein auf eine Bekräftigung der eröffneten sozialen Bande abzielen. Meine Dankesworte sollen gleichsam ein Versprechen sein, auch in Zukunft die im Rahmen meiner Studienzeit, meines Magisterprojekts und meiner Feldforschung bestärkten und auch neu entstandenen Freundschaften, Bekanntschaften und Beziehungen mit vielen weiteren Gaben zu pflegen und zu untermauern.

Ein letzter Gedanke sei noch angefügt: Eines Tages steht man mit einem Magisterzeugnis und einem gebundenen Exemplar seiner Arbeit da, und heute Abend mit einem Nachwuchspreis, der mich über alle Maßen erfreut und mit Stolz erfüllt. Aber das, was man da in seinen Händen hält und worauf der eigene Name geschrieben steht, das ist ein jahrelanges Werk, an dem unzählbar viele Hände, Köpfe und nicht zuletzt Herzen mitgewirkt haben, ohne die es den Preisträger als solchen gar nicht geben würde. Daher geht auch mein erstes und größtes Dankeschön an meine Mutter Gertraud Gerold und ebenso an Rudolf Rauch, für ihre stete und liebevolle Unterstützung während meines Studiums. Mit diesem Preis in der Hand, der für mich den Abschluss eines Lebensabschnitts bedeutet - meiner Studienzeit -, kann ich heute Abend behaupten, dass es mir während meines Studiums aufgrund Eurer Fürsorge und Bemühungen nie an etwas gefehlt hat.

Dass es mir auch während meines viermonatigen Feldforschungsaufenthalts im Kosovo an nichts ermangelte, dafür möchte ich besonders dem Schroubek Fonds Östliches Europa danken, namentlich und stellvertretend dem Vorsitzenden Herrn Prof. Klaus Roth.
Obwohl Georg und Barbara Schroubek in den Statuten des Fonds den Akzent auf die slawischsprachige Welt legten, wurde mir und meinem Forschungsprojekt über albanophone Lebenswelten größtes Vertrauen entgegengebracht, und damit die wissenschaftliche Beschäftigung mit dieser höchst interessanten südosteuropäischen Sprachgruppe in ihrer ganzen Bedeutung für die Osteuropaforschung gewürdigt. Diese Förderung meiner Feldforschung durch das Leopold-Kretzenbacher-Stipendium ermöglichte es mir nicht nur, durch zahlreiche Reisen in der Region Kosovo mit Menschen aus unterschiedlichsten Lebenswelten ins Gespräch zu kommen, sondern auch genügend Zeit einzuplanen, um die gesammelten Erfahrungen zu reflektieren und zu Papier zu bringen.

An dieser Stelle möchte ich nun auch dem Preiskuratorium des Georg-Schroubek-Fonds danken, dass sie mir durch die Verleihung des Georg-Schroubek Nachwuchspreises nicht nur große Ehre zuteil werden lassen, sondern mich durch diese Anerkennung auch in dem Wunsch bestärken, weiterhin in den Feldern zu arbeiten, die die soziokulturelle Welt bedeuten.

Besonderer Dank gebührt ebenfalls Herrn Prof. Frank Heidemann, der mir von Anfang an mit außerordentlichem Wohlwollen, mit jeder Menge Rat und Tat als Betreuer zur Seite stand, und nun mit ebensolchem Engagement meine Dissertation betreut. An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön für die warmherzige Laudatio.

Danke an dieser Stelle auch an den Zweitbetreuer meiner Magisterarbeit, Herrn Dr. Alexander Knorr, vor allem für seine psychologischen Erstmaßnahmen, nachdem ich nach meiner Rückkehr aus dem Kosovo kurzerhand meine Fragestellung vergaß und im Begriff war, leichte Beunruhigung zu verspüren. Durch seine glaubhafte Versicherung, dass dies zu den Grundkonstanten einer jeden Rückkehr aus dem Feld gehöre, konnte ich beruhigt an den Schreibtisch zurückkehren, und mit dem Akt des Schreibens kam auch die Fragestellung wieder zurück.

Aus dem Hause der Albanologie möchte ich Herrn Prof. Dr. Bardhyl Demiraj erwähnen, der mir zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen über all die Jahre albanische Sprache, Literatur und Kultur näherbrachte. Vielen herzlichen Dank!

Auch wenn von meinen kosovarischen Verwandten, Freunden, Bekannten und Gesprächspartnern aus dem Feld heute Abend leider niemand anwesend sein kann, so möchte ich doch – mit Vertrauen auf die Omnipräsenz moderner Kommunikationstechnologien – auch einen Dankesgruß in Richtung Amselfeld entsenden. Danke vielmals, dass ich in den Genuss Eurer Gastfreundschaft kommen durfte, und Ihr darüber hinaus jederzeit bereit wart, meinen zahllosen Fragen Rede und Antwort zu stehen. Ein besonderes Dankeschön geht an meinen Cousin Poet und seine Familie, die keine Kosten und Mühen scheuten, mich während meiner Feldforschung zu unterstützen. Auf ein baldiges Wiedersehen!

Vielen herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.