Sonderfonds Östliches Europa
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Joanna Fabisiak: Wunderbare Erscheinungen in Oława (Magisterarbeitsprojekt)

 

Wunderbare Erscheinungen in Oława (Arbeitstitel)

Oława ist eine Kleinstadt in Polen, die ca. 30 km von Wrocław/Breslau entfernt liegt. Dort entstand in den 1980er Jahren eine Marienwallfahrt, die bis heute samt ihren Erscheinungen, Offenbarungen und Blutwunder kirchlich nicht anerkannt ist. Anfänglich waren die Wallfahrt und der Bau des Sanktuariums für das polnische Volk ein Zeichen des Widerstands gegen das kommunistische Regime. Die 1999 auferlegte kirchliche Exkom¬mu¬nizierung des Sehers, Kazimierz Domański, und aller, die die Wallfahrt machen, führte zum deutlichen Absterben des Interesses an dieser Kult¬stätte. Aufgrund der Bemühungen von Frau Domański übernahm die Kirche 2005 das Gut vom verstorbenen Seher und richtete eine Pfarrei ein. Neben den Pfarreimitgliedern agieren heute am „Heiligen Ort“ die wenigen ehemaligen Anhänger der Wallfahrt, die sich selbst im Herzen der katholischen Kirche verstehen.

In meinen vom Schroubek-Fonds geförderten Feldforschungen für die Magis¬terarbeit geht es darum, mithilfe von teil¬nehmender Beobachtung und offenen Interviews die Frömmigkeits¬praxis, die religiösen Vorstellungen und Verhaltensmuster sowie die Weltanschauungen der Wallfahrts¬anhänger aus der Binnenperspektive zu ermitteln und diese mit anderen nicht anerkannten Erschei¬nungsorten in Europa zu vergleichen. Des Weiteren möchte ich eine ethnografische Skizze des „Heiligen Ortes“ in Oława zum Zeitpunkt meiner Feldforschung erarbeiten. Konkret heißt das, die Interaktionssituationen, Konflikte, Machtmanifestationen und Deu¬tungs¬hoheiten unter den An¬hängern des Sehers, aber auch im Kontakt mit dem Priester und den „gewöhnlichen“ Katholiken in Bezug auf die katholische Frömmigkeits¬praxis aufzuzeichnen. Eine zusätzliche Quelle für meine Frömmigkeits¬forschung stellen die schriftlichen Überlieferungen zu der Wallfahrt in Zeitungsartikeln sowie die Propagandaliteratur des Sehers dar.

 

Joanna Fabisiak, Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie, LMU München