Sonderfonds Östliches Europa
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Schroubek Biographie

„Die Welt wie sie sein könnte und nicht ist“

Nach dem Tod der Stifter – Dr. Georg R. Schroubek verstarb 2008, seine Frau Barbara 2009 – übernahm der Fonds die Bibliothek und die archivalischen Hinterlassenschaften des kinderlosen Ehepaars. Der Nachlass von Georg Schroubek dokumentiert ein überaus repräsentatives deutsches Leben des 20. Jahrhunderts, dessen wissenschaftlicher Gehalt sich wesentlich aus dem biographischen Hintergrund des Heimatvertriebenen speiste: Seine Forschungsgebiete Volksfrömmigkeit, Antisemitismus, nationale Stereotype und böhmische Volkskunde waren – wie Helge Gerndt in der Trauerrede formulierte – „nicht nur ins Leben eingebunden, sondern Teil seines Lebens“.

Eine neuere Biographie beleuchtet an Hand bislang unbekannter Quellen aus dem Nachlass das Selbstverständnis von Georg Schroubek als „Prager Deutscher“ in Abgrenzung zum „Sudetendeutschtum“, seine Traumatisierung durch Krieg und Vertreibung mit weitgehender Verdrängung des Erlebten, die Gründung der „Prager Nachrichten“ in der Münchner „Diaspora“ als Rekonstruktion der verlorenen Heimat, seine Positionierung als Individualist in der Nachkriegs-Generation der sogenannten „45er“, das ausgeprägte Selbstverständnis als Historiker und Literat mit spätem Zugang zur Volkskunde, Schroubeks Anlehnung als Volkskundler an die archivalisch-historische „Münchner Schule“, seine Distanzierung von einer völkischen Volkskunde in den Stereotyp-Forschungen, den gefühlten Schuldkomplex aus Jugendtagen, der zu seinen frühen Antisemitismus-Forschungen geführt hat und die zunehmende Resignation des Spätberufenen angesichts des Paradigmenwechsels in der Volkskunde um 1970.


„Die Welt wie sie sein könnte und nicht ist“. Bürger – Prager – Wissenschaftler. Biographische Anmerkungen zum Volkskundler Dr. Georg R. Schroubek (1922-2008) von Jürgen Schmid