Sonderfonds Östliches Europa
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Stefan Eisner: Serbokroatisch-Kurs in Belgrad

Bericht über den vom Schroubek-Fonds geförderten Intensivkurs Serbokroatisch

Stefan Eisner

Vom 3. bis zum 14. August 2015 nahm ich in Belgrad an der „Serbian Language Summer School“ der „Radionica za srpski jezik i kulturu“ teil, ingesamt erhielt ich 30 Unterrichtseinheiten á 90 Minuten. Aufgrund meiner Vorkenntnisse konnte ich die höhere Fortgeschrittenenklasse besuchen. Der Unterricht fand komplett auf Serbisch statt, was eine schnelle Eingewöhnung in die Sprache begünstigte.
Die Teilnehmer stammten weitgehend aus Europa und Nordamerika, wobei die meisten entweder Politikwissenschaft studierten oder ein Elternteil aus dem Serbokraotischen Sprachraum hatten. Teilnehmer mit anderen Motiven waren dagegen die Ausnahme. Der Unterricht war von geübten Lehrerinnen gehalten, die ein ernsthaftes Interesse am Lernfortschritt der Kursteilnehmer zeigten. Durch die anspruchsvolle Einstellung der Lehrerinnen, das gute Kursmaterial und die motivierten Teilnehmer konnte ich deutliche Verbesserungen meiner mündlichen Kommunikationsfähigkeiten feststellen. Der Unterricht unterteilte sich in die Bereiche Grammatik, Konversation und schriflicher Ausdruck, wodurch eine umfangreiche Beschäftigung mit der Sprache gegeben war. Am Ende des Kurses konnte ich an einem informellen Test zum Sprachniveau teilnehmen, den ich auf dem Niveau B1 bestand.
Während meines Aufenthalts konnte ich mich mit einer Psychotherapeutin austauschen, die insbesondere mit von Krieg traumatisierten Personen arbeitet und an den studentischen Protesten gegen die Regierung Milosević aktiv beteiligt war. Weiterhin wurde ich zufälligerweise vom ersten Kanal des Serbischen Fernsehens u.a. über meine Gründe, die Sprache zu lernen, interviewt. Die Tatsache, dass jemand serbisch lernt, ohne familiäre Hintergründe zu besitzen, sorgte immer wieder für Erstaunen und wird als kleine Sensation wahrgenommen. Mit der Journalistin des Fernsehens unterhielt ich mich außerdem über die Situation der Medien in Serbien und die aktuelle politische Lage. Auf dem Festival traditioneller Volksmusik in Guća lernte ich sowohl die Musik unmittelbar kennen und konnte auch die nach wie vor vorhandenen Erscheinungen nationalistischer Selbstvergewisserung wahrnehmen, auch wenn sie einen weitaus geringeren Raum einzunehmen scheinen als oft vermutet und von anderen Menschen in Serbien wahrgenommen.
Das Stipendium ermöglichte mir einen interessanten Aufenthalt und eine deutliche Steigerung meiner mündlichen und sprachlichen Kompetenz, die ich mittelfristig in einem ELC-Zertifikat bestätigen lassen möchte. Meine Absicht, in der Region des ehemaligen Jugoslawiens für einige Jahre zu arbeiten, wurde bestärkt. Ebenso freue ich mich auf die Gelegenheit, meine Sprachkenntnisse in meiner Arbeit mit Schülern und Eltern anwenden zu können.