Sonderfonds Östliches Europa
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Robert Spät: Polnisch-Sprachkurs: Summer School of Polish Language and Culture (Poznań, 3.-21. August 2009)

Robert Spät: Bericht zur Teilnahme am Polnisch-Sprachkurs: Summer School of Polish Language and Culture (Poznań, 3.-21. August 2009)

 

In der Zeit vom 3.-21. August 2009 nahm ich Dank eines Stipendiums des Schroubek Fonds Östliches Europa an der Summer School of Polish Language and Culture in Poznań teil. Die Sommerschule umfasste einen dreiwöchigen Sprachkurs, begleitende Vorlesungen in polnischer und englischer Sprache sowie Workshops.

Durch einen Einstufungstest wurden die Teilnehmer entsprechend ihres Sprachniveaus in drei Gruppen eingeteilt. Ich wurde der dritten Gruppe zugeordnet, die sehr heterogen zusammengesetzt war – hier waren Fortgeschrittene mit guten Grammatikkenntnissen aber nur geringer Spracherfahrung ebenso vertreten wie Muttersprachler, die bereits fließend polnisch sprachen. Dies ergab sich aus der geringen Gesamtteilnehmerzahl an der Sommerschule: statt der 80 bis 100 Teilnehmer in 6 bis 8 unterschiedlichen Sprachgruppen in den vergangenen Jahren konnte die Universität Poznań wegen Mittelkürzungen in diesem Jahr kaum eigene Stipendien vergeben, so dass nur 35 Personen teilnahmen, die in drei Gruppen eingeteilt wurden. Um trotzdem allen sechs angestellten Sprachlehrern die Möglichkeit zum Unterricht zu geben, wurde nach der Hälfte des Kurses der Lehrer gewechselt.

Der Sprachkurs umfasste täglich zweimal 90 Minuten. Er wurde anhand eines Grammatik- und Übungsbuches gestaltet, allerdings richtete sich der Lehrer sehr nach unseren Bedürfnissen und ging auf unsere sprachlichen Probleme ein. Er verstand es gut, einen abwechslungsreichen und anspruchsvollen Unterricht zu gestalten, der sowohl die schwächeren Schüler als auch die Muttersprachler interessierte und motivierte. Zudem stellte er häufig politische, historische, kulturelle und landeskundliche Themen aus Polen in den Mittelpunkt des Kurses, so dass es zu spannenden und oftmals kontroversen Diskussionen zwischen den Kursteilnehmern kam.

Mitte der zweiten Woche bekamen wir eine neue Lehrerin, die ihren Unterricht am Niveau und an den Bedürfnissen der Muttersprachler ausrichtete; Anspruch und Tempo des Kurses nahmen stark zu, so dass die schwächeren Teilnehmer Probleme hatten, dem Unterricht zu folgen. Deren Beschwerden bei der Lehrerin und der Leitung der Sprachkurse führten schließlich dazu, dass wir in der letzten Woche wiederum eine andere Lehrerin bekamen, die ihren Schwerpunkt auf Grammatik und Kommunikation legte und uns auf die Abschlussklausur vorbereitete. Die Klausur umfasste schließlich fast nur Themen, die wir in der letzten Woche behandelt hatten.

Die begleitenden Vorlesungen wurden täglich im Anschluss an den Sprachkurs gehalten, wobei ausgewiesene Experten über Geschichte, Literatur, Sprache und das Kino Polens sprachen. Die in englischer oder polnischer Sprache gehaltenen Vorlesungen waren auch ohne große Vorkenntnisse gut verständlich. An den Freitagen sowie nachmittags konnten wir an Workshops zu den Themen „Zeitung“, „Chor“ und „Polnische Küche“ teilnehmen. Die Ergebnisse – zwei Zeitungsausgaben über die Sommerschule, eine Darbietung des Chors sowie frisch zubereitetes Bigos und Sernik (poln. Käsekuchen) – konnten wir an der offiziellen Verabschiedung genießen.

Das Freizeitprogramm an den Nachmittagen, Abenden und Wochenenden war sehr abwechslungsreich und brachte uns Poznań und seine Umgebung, das Land Polen sowie die polnische Sprache und Kultur näher. So bekamen wir eine Stadtführung durch Poznań, besichtigten das Nationalmuseum und besuchten gemeinsam Konzerte und Filmabende. An den Wochenenden machten wir Ausflüge nach Gniezno, Toruń, Kórnik und Rogalin, wo wir die Städte und Sehenswürdigkeiten besichtigten. Unsere Kursbetreuerin organisierte eine Willkommens- und eine Abschiedsfeier für alle Teilnehmer und verbrachte einige Abende mit uns, wobei sie auch unsere Vorstellungen und Wünsche berücksichtigte.

Untergebracht waren wir in Zweibettzimmern in einem Studentenwohnheim nahe der Universität. Die Verpflegung – drei Mahlzeiten täglich – war ausgezeichnet, es gab zudem sehr oft polnische Gerichte. Unsere Kursbetreuerin wohnte im selbem Wohnheim und nahm an den Mahlzeiten teil, so dass wir uns mit unseren Fragen und Problemen stets an sie wenden konnten. Neben dem gut organisierten Programm blieb uns allerdings auch genügend Raum, unsere Freizeit selbst zu gestalten oder – wie in meinem Fall – in der Universitätsbibliothek zu recherchieren und zu arbeiten.

Zusammenfassend kann ich festhalten, dass der Kurs sehr zu meinem Verständnis der polnischen Sprache beigetragen hat und ich viel gelernt habe. Auch die ständige Beschäftigung mit der polnischen Sprache in einem polnischsprachigen Umfeld hat mir sehr geholfen, meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Dazu trugen auch die in polnischer Sprache gehaltenen Vorlesungen und Workshops bei.

Als Kritikpunkte sind die heterogenen Sprachkursgruppen und der Wechsel der Lehrer zu nennen. Es wäre sicher besser gewesen, wenn man die Vormittage in jeweils eine 90minütige Unterrichtseinheit Grammatik sowie eine Einheit Kommunikation und Sprachverständnis unterteilt, und dafür jeweils einen festen Lehrer vorgesehen hätte. Insgesamt hätte der Kurs auch etwas besser strukturiert werden können, indem man zu Beginn anhand des Leistungsstands der Teilnehmer Lernziele festgelegt und diese in der Abschlussklausur abgefragt hätte. Leider wurde die Abschlussklausur nicht mehr im Kurs besprochen, sondern uns lediglich nach der offiziellen Verabschiedung ausgehändigt.

Insgesamt kann ich die Sommerschule in Poznań, wenn auch mit kleinen Einschränkungen, sehr empfehlen. Neben der Verbesserung meiner Sprachkenntnisse hat sie dazu motiviert, die polnische Sprache intensiv weiter zu lernen, und sie hat vor allem Lust darauf gemacht, nach Poznań zurückzukehren.