Sonderfonds Östliches Europa
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Sabine Hess: Europäisierung der Migrationspolitik – Eine Anthropologie der neuen Formen des Regierens in und von Europa (Habilitationsprojekt)

Während in der politischen Öffentlichkeit die Formierung der EU entlang der Frage diskutiert wird, ob die EU als neuer Staat zu betrachten sei, weisen neuere Forschungen darauf hin, dass dieses Konzept nicht auf die EU anwendbar ist. Vielmehr stelle die politische Praxis der EU eine neue „Kunst des Regierens" dar mit weit reichenden Effekten für die europäischen Gesellschaften, wobei unklar bleibt, wie sie analytisch zu fassen ist.
Ausgehend von den Arbeitsweisen des International Centers for Migration Policy Development (icmpd) mit Sitz in Wien, einer führenden intergouvernementalen Consultancy-Organisation im migrationspolitischen Bereich in Europa, wird das Forschungsprojekt kontextnah die neuen Regierungsweisen der EU analysieren. Dabei wird es - erstmals - zum einen aus einer Binnenperspektive der Akteure die politischen Praktiken, Diskurse und Rationalisierungen teilnehmend bevorschen. Zum anderen wird es eine mobile, multiörtliche Organisationsethnografie entwickeln, die in der Lage ist, die Praxis der Netzwerk-Politik in den Interaktionssituationen, d.h. im Entstehen zu ethnografieren und so die zentralen Konfliktlinien, Ausschlüsse und Kompromissstrukturen herauszuarbeiten. Konkret wird die Forscherin die politische Praxis des so genannten „Budapester Prozesses" mitgehend beforschen, der einer der ältesten regionalen Konsultationsprozesse ist. Die icmpd und der von ihr moderierte Budapester Prozess waren und sind dabei zentrale Akteure, die das europäische Migrationsmanagement zunächst den osteuropäischen Beitrittskandidaten „beibrachten" und die nun den Nachfolgestaaten der Sowjetunion in Form von Workshops und Projekten europäische Migrationspolitik vermitteln. Einen Schwerpunkt legt die Forschung dann auch auf Fragen nach der Rolle von Expertenwissen und neuen Wissenspraktiken für die europäische (Migrations-)Politik. Das Forschungsprojekt wird hiermit eine Vorreiterrolle in der EU- und europäischen Migrationsforschung der internationalen Kultur- und Sozialanthropologie einnehmen und neues ethnografisches Wissen zur interdisziplinären EU-Diskussion beisteuern.

Dr. Sabine Hess, E-Mail schicken an s.hess@vkde.fak12.uni-muenchen.de E-Mail: s.hess@vkde.fak12.uni-muenchen.de