Sonderfonds Östliches Europa
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Helena Gand: Russisch-Sprachkurs

Erfahrungsbericht über einen Sprachaufenthalt in Moskau

Lomonosov Universität im August 2012, Helena Gand

Dank eines Stipendiums des Schroubek-Fonds Östliches Europa wurde es mir ermöglicht

mein Studium durch einen vierwöchigen Aufenthalt in Moskau zu ergänzen, um meine

Kenntnisse in der russischen Sprache, der Geschichte und Kultur Russlands um ein Vielfaches

zu erweitern. Dafür möchte ich an dieser Stelle nochmals meinen Dank aussprechen.

Um mit Karl Schlögels Worten „die eine Hälfte Russlands“ kennenzulernen, ist der

Aufenthalt in der Metropole Moskau erste Voraussetzung. Die russische Hauptstadt, in der

sich Politik, Geschichte und Macht, vor allem aber Millionen von Menschen konzentrieren,

lohnt es, erkundet zu werden. Da die Stadt aus meiner Erfahrung nicht gleich auf den ersten

Blick gefällt, benötigt man eine Portion Geduld, Gelassenheit und vor allem Zeit, um Gefallen

an ihr zu finden. Moskau ist das Zentrum Russlands, das wohl den besten Einblick von der

Vielfältigkeit der Menschen und Kulturen der Russischen Föderation bietet. Die Schnelllebigkeit

der Stadtentwicklung, das russische Lebensgefühl, das in so vielen Alltagssituationen

spürbar wird und das unproblematische Nebeneinanderleben der vielen Menschen,

imponieren und faszinieren spätestens auf den zweiten Blick.

Während meines Aufenthalts in Moskau lebte ich bei einem jungen, russisch-ukrainischen

Ehepaar, das ein Zimmer in ihrer Wohnung zeitweise untervermietete. Da ich erst

verhältnismäßig spät von der Lomonosov-Universität unterrichtet wurde, dass ich einen Platz

im Wohnheim bekommen würde, war dies die preiswerteste und sicherste Alternative, die ich

im Vorfeld finden konnte. Im Nachhinein betrachtet, war es auch die beste Möglichkeit das

Leben der Moskowiter tatsächlich kennenzulernen und von daher würde ich es jedem nur

weiterempfehlen. Achten sollte man allerdings auf eine gute verkehrstechnische Anbindung,

damit der tägliche Weg zu dem ohnehin schon zeitintensiven Sprachkurs überschaubar bleibt.

Der Russisch-Sprachkurs am „Center for International Education“ der Lomonosov-

Universität fand an fünf Tagen die Woche für jeweils sechs Stunden in Kleingruppen statt.

Man konnte zwischen sechs verschiedenen sprachlichen Niveaus wählen, bzw. sich durch den

anfänglichen Test in eine Gruppe einteilen lassen. Besonders motivierend war es, die

Russischkenntnisse im täglichen Leben zu gebrauchen. Vor allem der Kontakt mit meinen

Gastgebern half mir dabei, Gelerntes anzuwenden und meine sprachlichen Kenntnisse

auszubauen. Daneben bekam ich durch das gemeinsame Leben mit ihnen einen authentischen

Eindruck vom Alltag in Moskau – ich erfuhr in langen Gesprächen viel über die Politik und

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das Leben in der Hauptstadt und erhielt somit Einblicke in die Wirklichkeit Russlands. Sie

standen mir mit Rat und Tat betreffend der moskowitischen Gewohnheiten zur Seite und

konnten mir Hilfestellung in unbekannten Alltagssituationen bieten. Desweiteren haben mir

Besuche in das Historische Museum, das Zentrale Museum des Großen Vaterländischen

Krieges und das Gorki-Wohnhaus (eines von vielen, empfehlenswerten dom-musey) und

Ausflüge in den Siegespark, das Neujungfrauenkloster oder den Kolomonskoje-Park ein

facettenreiches Bild der Metropole gezeigt. Dank der äußerst günstigen Mobilitätsverbindungen

von Moskau nach Sankt-Petersburg war es mir sogar möglich über ein

Wochenende per Nachtzug „die zweite Hälfte Russlands“ kennenzulernen. Allein von der

Zugreise, bei der ich in Kontakt mit vier jungen Russen trat, die mir während der

achtstündigen Fahrt aus ihrem Leben erzählten, habe ich enorm profitiert. Gern hätte ich noch

die meiner Meinung nach vorhandene „dritte Hälfte Russlands“, sprich das Hinterland, die

kleinen Dörfer und Gemeinden außerhalb der großen Städte kennengelernt, doch dafür muss ich auf jeden Fall wieder kommen.