Sonderfonds Östliches Europa
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Sara Reith: Remigranten und Remigration nach Russland (Forschungsprojekt)

Sara Reith M.A., Universität Mainz

Bericht: Forschungsaufenthalt in Russland zur Datenerhebung für die Dissertation, Juni 2014

Im Rahmen meiner Dissertation am Institut für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft an der Universität Mainz bei Prof. Dr. Sarah Scholl-Schneider beschäftige ich mich aus kulturanthropologischer Perspektive mit Remigranten und Remigration nach Russland. Warum entschließen sich Menschen, die Jahre – manchmal sogar Jahrzehnte – außerhalb Russlands lebten, wieder in ihr Geburtsland zurückzukehren? Welche Werte, welche Normen, welche Verhaltensweisen bringen sie mit in ihre alte Heimat? Wie werden sie dort nach ihrer Abwesenheit wieder aufgenommen? Mit diesen Forschungsfragen im Hinterkopf reiste ich nach Russland und konnte Dank der Förderung des Schroubeks-Fonds einen Monat Feldforschung betreiben und Interviews in Sankt Petersburg, Moskau, Krasnodar, Kaluga und Samara führen.
So unterschiedlich wie die Städte waren auch meine Interviewpartnern: Zogen einige der Liebe wegen in verschiedene europäische Länder, wurden andere von den Eltern nach Abschluss der Ausbildung ins Ausland geschickt. Andere wiederum entschlossen sich aus politischen Gründen zur Migration. Eins hatten allerdings alle Personen, mit denen ich sprechen konnte, gemeinsam: Sie zogen wieder zurück nach Russland und mussten diese Entscheidung nicht nur vor sich selbst, sondern auch vor Freunden und Verwandten rechtfertigen.
Das großzügige Stipendium des Schroubek-Fonds ermöglichte mir nicht nur, in verschiedenen Städten mit Remigranten zu sprechen, sondern auch, in der Zeit meines Aufenthalts in Russland ein wenig vom Alltagsleben der Remigranten zu erfahren und dabei selbst allerhand neue Dinge kennen zu lernen, wieder tief in die russische Sprache einzutauchen und so wertvolle Daten für meine Dissertation zu sammeln. Neben lebensgeschichtlichen Interviews und teilnehmender Beobachtung konnte ich außerdem Experteninterviews zu den Themenkomplexen Oral History sowie Verortung von Remigration in Massenmedien führen. Außerdem machten mich meine Interviewpartnern mit ihren ganz besonderen Spezialgebieten – zum Beispiel Innenarchitektur Moskauer Bars oder neue Methoden der Erdbeerzucht – vertraut und boten mir so die Gelegenheit, ganz verschiedene remigrantische Lebenswelten zu betrachten.
Ich möchte mich beim Kuratorium des Fonds und bei den Mitarbeitern für das in mich gesetzte Vertrauen und die finanzielle Förderung bedanken – die Möglichkeit, in diesem frühen Stadium meiner Dissertation vier Wochen für Feldforschung und Datenerhebung vor Ort nutzen zu können, war sehr wertvoll für mich.