Sonderfonds Östliches Europa
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Tagung „Socio-demographic change of European cities and its spatial consequences“ (2008)

Vom 14. bis 16. April 2008 fand in Leipzig die internationale Tagung „Socio-demographic Change of European Cities and its Spatial Consequences“ statt. Sie widmete sich in 53 Vorträgen und drei Keynote-Beiträgen von international renommierten Stadt- und Migrationsforschern (wie Grzegorz Węcławowicz aus Polen, Heinz Fassmann aus Österreich oder Ray Hall und Philip Ogden aus Großbritannien) dem hochaktuellen Thema der vielfältigen kurz-, mittel- und langfristigen Folgen des demographischen Wandels – in seinen Facetten natürliche Bevölkerungsveränderungen und Migration – für europäische Städte und ihre Wohnquartiere. Wenngleich der räumliche Schwerpunkt auf ganz Europa lag, so stieß das Thema insbesondere bei Forschern im östlichen Europa auf großes Interesse. Dort nämlich war der Prozess des demographischen Wandels in den vergangenen 15 Jahren besonders deutlich und überlagerte sich vielfältig mit den übergreifenden Veränderungen im Zuge der postsozialistischen Trans-formation. Insgesamt waren 103 Tagungsteilnehmer nach Leipzig gekommen, dabei über die Hälfte aus ostmittel-, südost- und nordosteuropäischen Ländern. Ein Großteil der Referenten war darüber hinaus sehr jung (darunter auch Dokto-randen und Diplomanden), so dass die Organisatoren der Tagung ihrer Absicht, grenzüberschreitend “capacity building” zu betreiben, auch wirklich umsetzen konnten.

Drei zentrale Forschungsfragen begleiteten die Tagung:

  • Welche neuen Einsichten vermittelt eine demographische Perspektive für die Stadt- und Wohnforschung – und was sind ihre Grenzen?
  • Wie spielen soziale und demographische Prozesse zusammen und welche Raumwirkungen ergeben sich aus ihrer Überlagerung?
  • Welche offenen Forschungsfragen lassen sich identifizieren?

Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass zwar demographische Fragen – sowohl in Bezug auf „natürliche“ Bevölkerungsprozesse als auch (insbesondere) auf Migrationsprozesse – schon immer ein zentrales Thema der interdisziplinären Stadtforschung waren, dass sie aber durch den demographischen Wandel (und seine Ausprägungen Bevölkerungsrückgang, Alterung, Diversifizierung der Haushaltstypen, gewollte Kinderlosigkeit u. a.) eine neue Relevanz erfahren. Zugleich jedoch müssen „klassische“ Fragen sozialer Ungleichheit weiterhin mit-gedacht werden, um sozio-demographischen und sozio-ökonomischen Wandel der europäischen Städte adäquat analysieren und interpretieren zu können. In diesem Zusammenhang sorgten auch methodische und methodologische Fragen wieder und wieder für Diskussionsstoff: Noch nämlich beherrschen klassische Methoden der Bevölkerungs- und Volkszählungsstatistik die Forschung zum demographischen Wandel und seinen Folgen für die Städte. In vielen Fällen wer-den damit jedoch nur Teilbereiche der Realität abgedeckt, bestimmte soziale Gruppen systematisch ausgeblendet und andere in ihrer Bedeutung überschätzt. Die Forderung nach einer kritischen Reflexion der verwendeten Daten und Methoden sowie einer gleichwertigen Anwendung von quantitativen und qualitati-ven Methoden zog sich somit als roter Faden durch die Konferenz.

Als Begleitprogramm der Tagung wurde in Kooperation mit dem Kunstverein Leipzig und dem Atelier Latent des Spaziergangsforschers Bertram Weisshaar die Ausstellung „perforiert: Ostrava  Leipzig  Brno. Zeitgenössische Fotografie zum Bild der Stadt“ organisiert. Diese thematisierte Probleme gleichzeitigen ökonomischen, sozialen und demographischen Wandels und seiner Folgen für das Stadtbild aus einer künstlerischen Perspektive (www.kunstvereinleipzig.de/perforiert.html).

Organisator der Tagung war das internationale Konsortium des Forschungsprojekts „Sozialräumliche Konsequenzen des demographischen Wandels für ostmitteleuropäische Großstädte. Potenziale und Grenzen eines Erfahrungstransfers aus Westeuropa und Ostdeutschland“ (www.condense-project.org). Im Rahmen dieses von der VolkswagenStiftung finanzierten Projektes werden zwischen 2006 und 2009 schwerpunktmäßig altindustrielle Stadtregionen der Tschechischen Republik (Lodz/Łódź, Danzig/Gdańsk, Brünn/Brno, Ostrau/Ostrava) untersucht. Das Projektkonsortium setzt sich aus Soziologen, Geographen und Ethnologen aus Deutschland, Polen und der Tschechischen Republik zusammen.

Dr. Annett Steinführer
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Department Stadt- und Umweltsoziologie
Permoserstr. 15
04318 Leipzig

E-Mail schicken an annett.steinfuehrer@ufz.de                        E-Mail: annett.steinfuehrer@ufz.de