Sonderfonds Östliches Europa
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Käthe Hientz: Transnationale Netzwerke im Zuge der Rückwanderung von Siebenbürger Sachsen nach Rumänien (Magisterprojekt)

Käthe Hientz:

"Man hat ja nie den Kontakt zu Deutschland wirklich abgebrochen"   -  Eine ethnographische Fallstudie über das Entstehen von transnationalen Netzwerken im Zuge der Rückwanderung von Siebenbürger Sachsen nach Rumänien (Arbeitstitel)

Im Rahmen dieses vom Schroubek-Fonds unterstützten Magisterprojekts steht ein relativ neues Forschungsfeld im Mittelpunkt: Die Remigration bzw. Transmigration von Aussiedlern, an dieser Stelle speziell die der Siebenbürger Sachsen, die von Deutschland nach Rumänien zurückgekehrt sind. Die Fragestellung richtet sich auf die transnationalen Verflechtungszusammenhänge, die durch eine solche Rückkehr zwischen Deutschland und Rumänien auf verschiedenen Ebenen - sozialen, wirtschaftlichen und politischen - entstehen. Dahinter steht die Annahme, dass Remigration kein abgeschlossener Vorgang ist, sondern neue Wanderungsbewegungen zwischen Rumänien und Deutschland hervorruft: Die Rückwanderer verlagern zwar ihren Lebensmittelpunkt in diesem Fall wieder nach Rumänien, jedoch lassen sie die dauerhaften und dichten sozialräumlichen Bindungen und wirtschaftlichen Beziehungen, die sie in beiden Staaten haben, nicht abbrechen. Sie werden somit zu Transmigranten, die regelmäßig zwischen den beiden Staaten pendeln und ihre bikulturelle Kompetenz auf unterschiedliche Weise nutzen bzw. in ihre Lebenswelt integrieren. Die zentrale Frage lautet, ob Remigranten zwangsläufig zu Transmigranten werden.

Welche Erfahrungen die Rückwanderer machen, welche Schwierigkeiten und Erfolge sie haben und vor allem welche Netzwerke sie dadurch zwischen Deutschland und Rumänien aufspannen, möchte ich anhand von zwölf qualitativen, leitfadengestützten Interviews herausarbeiten, die ich während meines Feldforschungsaufenthalts in Hermannstadt/Sibiu und der näheren Umgebung geführt habe. Die Interviewpartner haben alle über fünf Jahre lang in Deutschland gelebt und sind zwischen 1996 und 2005 nach Rumänien zurückgekehrt. So unterschiedlich und individuell die Rückkehrmotive und die Erfahrungen der Rückwanderer auch sind, so gibt es doch wesentliche Übereinstimmungen, von denen an dieser Stelle drei genannt werden sollen: Diejenigen, die sich in Rumänien selbstständig gemacht haben, betonen, dass sie dasselbe in Deutschland nicht hätten erreichen können. Bis auf zwei Interviewpartner sind alle der Meinung, von ihrer Zeit in Deutschland auf unterschiedliche Weise profitiert zu haben. Zudem ist Deutschland bei allen Interviewpartnern zu einer Konstante geworden, die durch die Verbindungen, die ich herausarbeiten werde, bestehen bleibt.

Ohne genaue Zahlen nennen zu können, wie viele Rückwanderer es im Kreis Hermannstadt gibt, wurde von drei öffentlichen Akteuren aus dem Bereich der Presse, der Politik und der Kirche, mit denen ich Experteninterviews geführt habe, eindeutig darauf hingewiesen, dass Rückwanderer sehr willkommen seien, aber leider keine außerordentliche Größe darstellten. Die mediale Beachtung des Rückwanderungsphänomens in der deutschen Presse im Kreis Hermannstadt soll anhand der Hermannstädter Zeitung analysiert werden, um die Präsenz der Rückwanderer im Kreis Hermannstadt einschätzen zu können. Diese ethnographische Fallstudie soll einen Ausschnitt aus der aktuellen siebenbürgisch-sächsischen Migrationsbewegung dokumentieren, deren ökonomische, politische und soziale Auswirkungen sowie die komplexen neuen Verflechtungen, die sich über Staatsgrenzen hinweg ziehen, beleuchten und somit zu aktuell diskutierten Konzepten von Transmigration Bezug nehmen.