Sonderfonds Östliches Europa
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Nachwuchsworkshop: Russische Kultur - deutsche Kultur? Nationale Identitätskonzepte in aktuellen geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungen

Bericht: Nachwuchsworkshop
„Russische Kultur – deutsche Kultur? Nationale Identitätskonzepte in aktuellen geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungen“


Vom 02. bis 04. November 2015 fand an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz der interdisziplinäre Workshop für NachwuchswissenschaftlerInnen aus Russland und Deutschland zum Thema „Russische Kultur – deutsche Kultur? Nationale Identitätskonzepte in aktuellen geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungen“ statt. Organisiert wurde dieser in Kooperation zwischen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, vertreten durch Sara Reith (M.A.), und der Stiftung Universität Hildesheim, vertreten durch Christina Lokk (M.A.). Gefördert durch das Zentrum für Interkulturelle Studien (ZIS) Mainz, den Schroubek Fonds Östliches Europa sowie die Gesellschaft für Volkskunde Rheinland-Pfalz kamen 13 NachwuchswissenschaftlerInnen zusammen, um deutsche und russische Wissenschaftssysteme vor dem Hintergrund nationaler Identitäten zu reflektieren und ihren Einfluss bzw. ihre Bedeutung für qualitative geistes- und sozialwissenschaftliche Forschungen zu diskutieren.
Die Gruppe der Teilnehmenden setzte sich aus zwei Studentinnen, drei promovierten NachwuchswissenschaftlerInnen sowie acht DoktorandInnen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen (Linguistik, Kulturanthropologie, Ethnologie, Soziologie, Geschichtswissenschaft und Religionswissenschaft) zusammen. Diese unterschiedlichen akademischen Hintergründe der TeilnehmerInnen ließen eine Vielfalt an Perspektiven, methodischen Ansätzen und Fragestellungen entstehen, die gleichzeitig unter der Gemeinsamkeit empirischer Forschung im interkulturellen Kontext zu fruchtbaren Diskussionen und innovativen Synergieeffekten führten. Die Arbeitssprachen waren Russisch und Deutsch.
Der Auftakt des Workshops beinhaltete eine kurze Vorstellungsrunde der TeilnehmerInnen sowie einen thematischen Einstieg durch die Organisatorinnen, Sara Reith und Christina Lokk. Anschließend wurde der erste Veranstaltungstag mit einem einführenden Vortrag von Sarah Scholl-Schneider, Juniorprofessorin am Institut für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft im Fach Kulturanthropologie/Volkskunde der Universität Mainz, eingeleitet. Während Sara Reith und Christina Lokk die Reflexion der subjektiven, kulturell gefärbten Wahrnehmungen und Wertsysteme der WissenschafterInnen sowie ihre Interpretationsarbeit vor dem Hintergrund interkultureller Forschungskontexte thematisierten, gewährte Sarah Scholl-Schneider einen Einblick in ihre Forschungsarbeit. Dabei zeigte sie am tschechisch-deutschen Beispiel die Möglichkeiten, Herausforderungen und Grenzen interkultureller Oral History als einer Methode aktueller qualitativer Forschungen auf. Die deutschsprachigen Vorträge wurden ins Russische konsekutiv übersetzt.
Der zweite Tag der Veranstaltung war dem Workshop-Charakter gewidmet. Um Raum für persönlichen Austausch zu geben sowie thematische Anknüpfungspunkte zur Vernetzung zu ermöglichen, hatten die Teilnehmenden zunächst die Möglichkeit, ihre aktuellen Projekte und Forschungsinteressen vorzustellen und sich im Kontext des Workshops zu positionieren. Danach wurde in Arbeitsgruppen in mehreren Workshops mit den Schwerpunkten „Methodenwerkstatt“ und „Interpretationswerkstatt“ gearbeitet. Durch praktische Übungen wie das Nachstellen unterschiedlicher Situationen im Feld hatten die teilnehmenden NachwuchswissenschaftlerInnen die Möglichkeit, ihre eigene Rolle als deutende und handelnde Subjekte zu im Forschungsprozess zu reflektieren und unterschiedliche Einflussfaktoren im Hinblick auf die Datenerhebung in interkulturellen Situationen zu erarbeiten. Des Weiteren setzten sie sich anhand von Materialien direkt aus dem Feld mit unterschiedlichen Interpretationstechniken auseinander, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren individuellen Zugangsweisen zu erörtern.
Am dritten Workshoptag wurde das Erarbeitete aus der Workshop-Phase im Plenum zusammengeführt und interdisziplinär diskutiert und evaluiert. Des Weiteren wurde in einer Zukunftswerkstatt erarbeitet, wie dieser Auftaktworkshop zu weiterer Zusammenarbeit und einer nachhaltigen Vernetzung führen kann. Hierbei sind mehre Arbeitsgruppen entstanden, die sich zu unterschiedlichen Punkten weiter beschäftigen werden. Unter anderem wurde die Gründung einer Fachkommission in der DGV angeregt, eine gemeinsame Publikation thematisiert sowie die Vernetzung mehrerer wissenschaftlicher Einrichtungen, an die die TeilnehmerInnen angebunden sind voran gebracht. Ein zweiter Nachwuchsworkshop ist von allen erwünscht und in Planung – er wird voraussichtlich und vorbehaltlich der Finanzierung vom 12. bis 16. September 2016 in Sankt Petersburg stattfinden.